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Ilija Trojanow
Der Weltensammler

Nr. 7 Richard Ford, Die Lage des Landes, Berlin Verlag, 2007

Die Hauptfigur, Frank Bascome, 55 Jahre alt, führt den Leser 2 Tage vor Thanksgiving durch diesen 681 Seiten dicken Roman.
Ich habe noch nie etwas von R. F. gelesen und war sehr neugierig und auch überrascht, dieses Buch geschenkt bekommen zu haben.
Es erinnert mich im Stil an die Updikes, die Rabbitromane; es ist aber genauer und vielschichtiger, kleinteiliger.
Im Hintergrund die Wahlen 2000, Bush gegen Gore; und die Gesellschaft an der Küste New Jerseys.
Frank B. führt uns zuerst in sein Berufsleben als Makler und lässt uns am Lebensgefühl – er nennt es die Permanenzphase – teilhaben.
Dabei denke ich immer, dass er um 10 Jahre zu früh dran ist, denn das, was er beschreibt, kenne ich von den Menschen um die 65.
Ein weitere Mitspieler ist sein Partner Mike, ein Tibeter. Durch ihn erhalten wir auch Informationen über das, was Frank unter Buddhismus versteht und andere Einstellungen, die ihn als typischen amerikanischen Bürger einer wohlhabenden Gesellschaftsschicht auszeichnen.
Jede Beobachtung, jede Fahrt von einem Ort zum anderen - und es gibt in diesen wenigen Tagen, in denen der Roman spielt, viele Bewegungen - ist Anlaß, über den Zustand der eigene Person und der des Landes zu sinnieren.
Der Zeitpunkt ruft auch die beiden Kinder auf den Plan, die Tochter Clarissa, mit der ihn im Gegensatz zum Sohn Paul eine liebevolle Beziehung verbindet. Dann die Exfrau Ann und die Zweit-Exfrau Sally, die ihn vor einiger Zeit für deren tot geglaubten Mann Wally verlassen hat.
Als Verschärfung erfährt man auch noch von der Krebserkrankung Franks.
All das erscheint so betrachtet sehr dicht und fast unglaublich. Aber Ford schafft es, all das in diesen Roman zu packen. Und trotzdem lässt er den Leser nicht mit einem Wust schwer nachzuvollziehbarer Tatsachen allein.
Man hat eher das Gefühl, ständig an der Seite Franks zu stehen und mitzufühlen, ihn gut zu kennen.
Es war nicht so, dass ich ihn als Person sympathisch fand. Aber es hat mich interessiert, ihn als Vertreter einer Generation und als Mittelpunkt einer Gesellschaft mit der ich so gar keine Erfahrung habe, so gut kennenlernen zu dürfen.
Die Sympathien verteilen sich eher auf die anderen Figuren, von denen man Seite um Seite neue Facetten erfährt.

Etwas lang wird im dritten Drittel ein misslungener Verkauf eines Hauses. Auch hier gibt es wieder sehr viele detaillierte Informationen über alle Beteiligten. Da hab ich dann viele Absätze übersprungen.
Auch eine Sportveranstaltung war mir dann gegen Ende des Buches keine genaues Hineinlesen wert.

Würde ich noch einen weiteren Roman von Ford lesen wollen? Ich hab mich das schon oft gefragt, weil ich im Normalfall möglichst alle Bücher eines Autors lesen muss.
Hier werde ich mir Zeit lassen, es ist doch am Ende alles ein wenig zu-viel Amerika, ein zuviel an hysterischen Personen und zu wenig Blick auf die Normalität geblieben. Und das macht im Rückblick auch das Anstrengende aus, von dem aber nicht viel bleibt.
Mir ist es mit Updike ähnlich ergangen, aber den hab ich doch vor mehr als 10 Jahren gelesen, in einer viel größeren Unbedarftheit, was Amerika betrifft.
tinius - 9. Mär, 01:56

Sinnvolle Lektüre wären jedenfalls die ersten beiden Bände der Frank Bascombe - Trilogie : "Der Sportreporter" und "Independence Day".

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Zuletzt aktualisiert: 2. Feb, 12:45

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