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Der Weltensammler

Donnerstag, 3. April 2008

Nr. 10 Adrian Desmond/James Moore, Charles Darwin, List, 1995

Charles Darwin wurde 1809 in Shrewsbury/England geboren. Er war das fünfte Kind und der zweite Sohn eines gut situierten Arztes.
Nach dem Studium wäre seine vorbestimmte Laufbahn die eines Pastors gewesen. Doch dann unternahm er eine Reise , die berühmte Fahrt auf der Beagle, die alles veränderte.
Durch die Hinwendung zur Wissenschaft und die Entscheidung gegen ein kirchliches Leben kam Darwin mit wichtigen Personen in Kontakt.
Er wurde ein leidenschaftlicher und experimentierfreudiger Forscher. Seine Ansicht über die Entstehung der Arten entstand schon sehr früh, doch aufgrund der gesellschaftlichen Situation und seiner Position in der kirchentreuen Wissenschaftsgesellschaft wäre eine Veröffentlichung zu dieser Zeit eine Art Todesurteil gewesen.
Erst nach vielen Jahren, in denen sich auch die Ansichten über Naturwissenschaften und der Einfluss der Kirche verändert hatten, trat Darwin mit seinem Werk in die Öffentlichkeit.
Das Besondere an dieser Biografie ist die Vielzahl der Quellen und die liebevolle „Durchleuchtung" des privaten Darwin.
Selten habe ich eine Biografie eines Mannes gelesen, bei der mich nach 700 Seiten das Gefühl gepackt hat, nun wieder von vorne beginnen zu wollen. Es ist die Detailgenauigkeit und auch die Art und Weise, wie Zeitgeschichtliches mit der Familiengeschichte verknüpft wurde.
Vielleicht liegt es das daran, dass die beiden Autoren - Adrian Desmond als Biologe und Soziologe und James Moore als Anthropologe und Religionswissenschaftler - nicht nur Spezialisten für die Naturwissenschaft sind.
Vielleicht ist das Fesselnde auch die Art, wie die Entstehung der Evolutions-Idee erzählt wird. nämlich wie eine Kriminalgeschichte.
Nichts war schlimmer für einen Mann mit großem Ansehen in dieser Epoche, als in den Geruch von Atheismus und Gotteslästerung zu kommen, und das, obwohl er mit wissenschaftlichem Ernst forschte.
Gleichzeitig begann sein lebenslanger Kampf gegen eine seltsame Erkrankung des Magens, ein Leiden, das ihn viele Wochen von der Arbeit abhielt und das ihn zeitlebens quälen sollte, aber in der Biographie namenlos bleibt .
Alle Personen, die sich dem Evolutionsgedanken zuwandten, waren von der Gesellschaft verachtenswerte Systemkritiker und Aufwiegler. So einer wollte Darwin nie sein. Dazu war er zhu sehr auch ein leidenschaftlicher Familienmensch und Vater. Eine Lieblingsbeschäftigung der jungen Eheleute war das gemeinsame Lesen. Dass er bei den Veröffentlichungen auch an die Religiosität seiner Frau denken musste, machte sein Forschen nicht einfacher.
Darwins Buch "Die Entstehung der Arten" erschien in einer Zeit, in der es nicht mehr den gesellschaftlichen Tod für den Autor bedeutete, trotzdem versetzte es sein Leben in ein enormes Spannungsfeld. Er wurde nun wirklich bekannt. Er war aber auch angehalten, weiterhin selbst zu forschen und zu experimentieren.
Alle Freunde, die sich auf Reisen begaben, wurden mit Aufträgen versehen. In Zeiten der Digitalfotografie, des Internets und der Satellitenkommunikation kann man sich kaum vorstellen, wie er dieses Arbeitspensum - Experimente, Tagebuch, Briefe, Familie, Behandlung seiner rätselhaften Krankheit - schaffen konnte.
Es lässt sich auch schwer nachvollziehen, was es damals bedeutet hat, den Menschen in die Kette des Tierreichs zu stellen und mit den Affen zu verbinden. Dazu bedurfte es eines Mannes mit seiner "furchtloser Offenheit".
Neben der Geschichte der Evolutionstheorie ist das Buch auch eine Geschichte von Freundschaften. Nie hätte er seine Arbeit in dieser Form ausführen können, wäre er nicht mit einigen wichtigen Männern in enger Freundschaft und Arbeitsgemeinschaft verbunden gewesen.
Und daneben weckt das Werk die Lust, sich mit der einen oder anderen Spezies selbst näher zu beschäftigen.
Darwin starb 1882 im Alter von 73 Jahren. Sein Name wird immer wieder in Verbindung mit Marx und Freud genannt, dem Trio, das den Narzissmus der Menschheit stark beschädigt hat. Für mich ist aber die Leistung Darwins diejenige, die in mir die meiste Bewunderung hervorruft. Er hat nicht nur „etwas" entdeckt, er hat sein Leben und seine gesamte Persönlichkeit in diese Wandlung einbezogen.
Am Ende des 870 Seiten dicken Buches erwartet die Leserin oder den Leser eine 25 Seiten lange Bibliographie, die das Ausmaß der Recherchen der Autoren dokumentiert.

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Zuletzt aktualisiert: 2. Feb, 12:45

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